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100 SUVs im Ganzzug von Chongqing nach Bremerhaven

Abfahrt am 15. April 2020 im westchinesischen Chongqing – Ankunft am 6. Mai in Bremerhaven: Transportlogistiker CFR Rinkens hat erstmals einen westgehenden Ganzzug auf der Seidenstraße von China nach Deutschland für die Autobeförderung genutzt. 36 Bahncontainer, beladen mit 100 SUVs des Herstellers Dongfeng, wurden in Zusammenarbeit mit dem chinesischen Bahnbetreiber Yuxinou auf die rund 10.000 Kilometer lange Reise nach Bremerhaven geschickt. In Corona-Zeiten wegen kritischer Infrastruktur der Logistikhubs, wirtschaftlicher Restriktionen und Quarantänen eine außergewöhnliche Herausforderung. Ergebnis: Bahnprojekt geglückt – weitere folgen.

Für Christoph Seitz, CEO der internationalen Spedition CFR Rinkens mit Hauptsitz Los Angeles, war schnell klar: „Wir wollen beweisen, dass der westwärts gehende Autotransport via Bahncontainer selbst unter erschwerten Bedingungen eine Alternative zum langen Seeweg ist.“ Um den Betrieb auch während der Pandemie durchgehend aufrechterhalten zu können, wurden Prozesse im Lager und in den Büros in den USA, Europa und China angepasst. Rahmenbedingungen: strenge Regeln zur sozialen Distanzierung, Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung, zeitlich gestaffelte Schichten, ständige Säuberung aller Einrichtungen. Für Seitz und seine Kollegen Malte Waldow in Bremerhaven und Alan So in Chongqing galt es Sitzungen zu koordinieren, die Ausrüstung neu zu positionieren und einen Container-Stopfbetrieb am Bahnterminal Chongqing einzurichten.

Spezial-Rack statt Holzpalette

Alan So (Sales Director bei CFR Rinkens Automotive Logistics China) hatte sich zuvor mit dem chinesischen Bahnbetreiber Yuxinou Logistics geeinigt, der selbst großes Interesse hat, seine Bahncontainer möglichst in beide Richtungen ab und nach China auszulasten. Der Auftrag lautete also: ab Chongqing sicherer Transport von 100 SUV Fengon Glory des chinesischen Herstellers Dongfeng bis zum Hub Bremerhaven – und zwar explizit unter Anwendung des Spezialequipments von CFR. Hierbei wird auf die üblichen Holzpaletten verzichtet – „zu teuer, nicht wiederverwendbar, schlechte Energiebilanz“, betont Malte Waldow, Deutschland-Geschäftsführer der Rinkens- Tochter CFR Carshippers in Bremerhaven.

Entscheidend für den Zuschlag war die Erfahrung, die CFR als Marktführer in der Nischenindustrie für die Containerisierung von Autos in die Waagschale werfen konnte: Über 400.000 Fahrzeuge in Seecontainern hat CFR schon mit dem R-Rak-Regalsystem (von Trans-Rak International) befördert. Für den Hauptkunden Tesla wurden damit bis dato mehr als 120.000 Autos in Seecontainern ab USA weltweit transportiert. Für OEMs wie VW und Audi wurden Container in Bremerhaven für den Schienentransport nach China befüllt. Das Projekt mit Hersteller Dongfeng war nun der gelungene Auftakt für den ersten CFR-eigenen westwärts gehenden Landtransport via Seidenstraße.

Eigene Verladungshalle in Bremerhaven

Weiterer Vorteil ist die neue CFR-eigene Verladungshalle am Bremerhavener Amerikaring. Die Autos müssen nicht – wie sonst in der Branche üblich – unter freiem Himmel auf ohnehin knapper Freifläche zwischengeparkt werden. Lkw nehmen die Container am Eurogate- Terminal auf und docken 3,5 Kilometer weiter an den CFR-Entladerampen der 10.000 Quadratmeter großen Halle an. Die Autos werden vom geschultem CFR-Fachpersonal im Container „entrackt“ und umgehend geparkt.

Die Standzeit der 100 Fengon-SUVs war nur kurz. Dongfeng-Importeur Uwe Jablonski hatte seine eigene Lkw-Flotte zum Amerikaring beordert, um die Fahrzeuge zum Servicestandort Schwallungen in Thüringen zu transportieren. Hier lagern auch viele Tausend Ersatzzeile. Nach der Pre-Delivery Inspection (PDI) gehen die SUVs zu den Händlern. Die Homologisierung hat bereits in China stattgefunden. „Normalerweise sind alle Fahrzeuge verkauft, wenn wir sie in Deutschland entgegennehmen“, sagt Uwe Jablonski. Aufgrund von Corona seien es bei dieser Ladung „immerhin gut die Hälfte“. Sorgen macht er sich nicht. „Ich will mit dem Dongfeng-Fengon in den kommenden Jahren jeweils um 100 Prozent wachsen.“ Seine Indimo Automotive GmbH mit Sitz in Landstuhl (Rheinland-Pfalz) ist offizieller Importeur der chinesischen Marken Zotye, Seres, BAIC und DFSK (Dongfeng). Im Angebot seiner 200 Händler sind preiswerte Nutzfahrzeuge, 4×4 SUV, Kommunalfahrzeuge, 4×4 Allradtransporter, Mini-Trucks und Leichtfahrzeuge. Dem Fengon bescheinigt Jablonski großes Potenzial – „in der Golf-Kategorie, mit 137 PS und einem Preis von 25.000 Euro insbesondere für Käufer von Importortautos geeignet“.

Signifikanter Zeitgewinn – weniger Kapitalbindung

Uwe Jablonski und Malte Waldow begutachteten am 11. Mai gemeinsam die Entladung der letzten der 36 Container. Jeder Frachtbehälter war mit drei Fahrzeugen beladen. „Machbar sind bis zu vier Autos aller Marken, je nach Größe“, so Malte Waldow. Für ihn ist die „Feuertaufe gelungen“. Dongfeng beabsichtige, künftig einen Ganzzug pro Monat mit je drei SUVs pro 40-Fuß-High-Cube- Container zu verladen. Waldow verweist auf den enormen Zeitvorteil, der allen Beteiligten der Lieferkette zugutekommt: „Der Gesamttransit für die Dongfeng-Sendung ab Westchina über Kasachstan, Russland, Weißrussland und Polen bis Norddeutschland dauert nur rund 18 Tage. 30 bis 35 Tage und mehr sind für den traditionellen Seeweg mit RoRo-Schiffen zu veranschlagen. Allein der Weg ab Werk über den Yangtze-Fluss bis zum Verschiffungshafen Shanghai dauert zehn Tage.“ Das gab auch für Importeur Jablonski den Ausschlag: „Der Güterverkehr über die Seidenstraße kostet derzeit zwar noch das Doppelte. Aber: Ich spare drei Wochen, habe keine lange Kapitalbindung mehr und kann meine Fahrzeuge viel schneller vermarkten. Ich gehe davon aus, dass sich die Preise ohnehin noch bewegen, wenn mehr Güter in beide Richtungen transportiert werden.“ Mit dem Referenzprojekt „Dongfeng – Yuxinou – Indimo – CFR“ konnte auch Zweifel ausgeräumt werden. „Bei der Zugverladung wird im Vergleich zu RoRo eine höhere Schadensquote bei Transport und Verladung vermutet, das konnten wir hier definitiv widerlegen“, so Malte Waldow. Auch Importeur Uwe Jablonski ist nach eigener Aussage „sehr zufrieden mit dem ersten Zugprojekt“ und will weitere Projekte dieser Art beauftragen.

Neue Möglichkeiten rund um den Globus

„Wir sind zuversichtlich, dass die Containerisierung von Fertigfahrzeugen mit der Wiedereröffnung von Fabriken auf der ganzen Welt an Zugkraft gewinnt“, meint CFR-CEO Christoph Seitz. Die Lieferkette sei von Ausgang Fabrik bis Auslieferung an die Händler mit schwerwiegenden Unterbrechungen konfrontiert, etwa Ungleichgewichte im Fahrzeugbestand sowie Reduzierung und Neuausrichtung der Transportkapazitäten. „Container schaffen eine Flexibilität, die traditionelle Transportmittel wie RoRo-Schiffe und mehrstöckige Eisenbahnwaggons nicht bieten können. Rund um den Globus zeichnen sich zahlreiche Möglichkeiten ab“, so Seitz.

Malte Waldow, gebürtiger Bremerhavener, setzt auf den Standortvorteil, den seine Heimatstadt bietet. Duisburg sei zwar Pionier in Sachen Güterverkehr mit China, habe aber bei Autotransporten nicht ausreichend Platz zum Lagern. Zudem schränke die am dortigen Hub geforderte enge Taktung von Anlieferung bzw. Abholung die Flexibilität und Planbarkeit ein. Bremerhaven und Chongqing positionieren sich als primäre Drehscheiben für den Containertransport von Fahrzeugen auf der Seidenstraße. Aus diesem Grund hat CFR in beiden Städten Niederlassungen eingerichtet. Erfolgsentscheidend wird der Ausgleich des Verkehrs in beide Richtungen sein.

„Mit unserer neuen Halle in Bremerhaven und unserem ersten westwärts fahrenden Containerzug kommen wir den Bestrebungen der Chinesen entgegen, das Güterverkehrsnetz auch im Norden Deutschlands signifikant zu stärken“, bekräftigt Malte Waldow abschließend.

CFR: PARTNER FÜR IMPORT & EXPORT

Autotransport & Internationale Reederei (Hauptsitz: Los Angeles/Kalifornien) mit weiteren Niederlassungen in Europa, China und Dubai. CFR ist Spezialist für die internationale Verschiffung von Autos, Motorrädern, Booten, Stückgut und Umzugsgut (24-Stunden-Service, auch komplexe Projekt- und Übergrößengüter).

Seit über 25 Jahren werden US-Cars, Neuwagen, Gebrauchtwagen, Oldtimer, Youngtimer und Motorräder speziell aus den USA und Kanada transportiert (Im- und Export). Neuer Service: Export von Deutschland nach China und Dubai. CFR nutzt zum Fahrzeugtransport unter anderem das innovative Transportsystem „R-Rack“. Hierbei werden Fahrzeuge auf einer metallenen Hebebühne in den Container verladen. Nur die Reifen werden mit Zurrgurten befestigt.

2015 wurde der Standort Bremen gegründet, um Kunden in Deutschland den gewohnten CFR-Service für die Entladung und Abfertigung bieten zu können. Ende 2019 erfolgte der Umzug der CFR-Tochter CFR Carshippers GmbH nach Bremerhaven. Hier finden u.a. bis zu 750 Fahrzeuge in der 10.000 Quadratmeter großen CFR-eigenen Verladehalle am Amerikaring im Freihafengebiet Platz.

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